Ein paar Worte zu Sascha Lobo

Willkommen in der weinerlichen Realität. Eine Replik auf die Kolumne von Sascha Lobo.

Der wunderbare Sascha Lobo hat im Spiegel eine hervorragende Kolumne geschrieben. „Die vierte Coronawelle rollt, und mit ihr kommt die Wut. Denn bei dieser Welle kann man ziemlich präzise sagen, wer sie zu verantworten hat.“ Allein der Teaser hat es in sich, trifft er doch das Thema sehr gut: Die Deutschen sind wütend und müde – mütend, wie es auf Twitter heißt. Und wie es in den letzten 20 Monaten der Fall gewesen ist, heult man wieder einmal den falschen Mond an.

Rodler, Kinder, Impfdrängler, Kinder, die Partyszene, Kinder, Karnevalsbesucher, Kinder, Skifahrer, Kinder, Urlauber, Kinder und vor allem Kinder – die Liste der Sündenböcke Coronas ist inzwischen fast so lang wie die Panama Papers, die nach kürzester Zeit aus dem kollektiven Gedächtnis gestrichen wurden. Wirecard-Skandal um unseren designierten Bundeskanzler? Schnee von gestern, jetzt zählt wieder: Alle Macht der Pandemie!

„Ab wann darf man eigentlich wegen der erneuten Coronawelle ungebremst wütend sein?“, fragt Lobo und man möchte ihm antworten: Seit Januar 2020 (nicht März, wie man meinen sollte). Denn zu diesem Tag begann das wohl größte kollektive Politikversagen, das die Bundesregierung seit 1933 erleben durfte. Sei es das in Guinessbuch-verdächtiger Rekordzeit reviewte Drosten-Corman Paper zum PCR-Test, das innerhalb von nicht einmal zwei Tagen von einem Magazin veröffentlicht wurde, dem Christian Drosten selber vorsteht. Oder das Masken-Drama, die FFP2-Hühot-Södershow in Bayern, das hin und her bei den Impfungen … Man weiß gar nicht, wo man beim Aufarbeiten der Pandemie anfangen soll. Kinder, die in 20 Jahren die Jahre 2020-2025 an der Schule im Geschichtsunterricht lernen sollen, können einem jetzt schon leid tun.

Für Lobo lässt sich die Frage nach der Verantwortung für die vierte Welle inzwischen beantworten: „Die Impfgegner und ihre Propagandahelfer, die Bundesregierung samt dysfunktionaler Verwaltung und schließlich die mangelnde Digitalisierung“, letztere übrigens Lobos Steckenpferd. Immerhin erwähnt er in dieser Auflistung den Schuldigen einmal, setzt ihn aber bewusst nicht an die Spitze, um im Anschluss genüsslich auf diejenigen einzuschelten, welche ihr vom Gesetz gegebenes Recht in Anspruch nehmen, einem medizinischen Eingriff nicht durchzuführen. Wer weiß wie groß der Aufschrei geworden wäre, hätte Lobo nach Magenbändern für Dicke gerufen oder Zwangsentwöhnung für Raucher – man weiß es nicht, denn der Schuldige ist hier und die Anklage sowie Verurteilung übernimmt der Mann mit den roten Haaren. Man fragt sich ja, wann nach dem Kindsmann mit den blauen Haaren das Impfversagen ihn wohl treffen wird?

Lobo unterstellt den Impfgegnern, dass sie keine validen Gründe für ihre Verweigerungshaltung haben. Das ist vor allem einmal eine Meinung und kein Fakt, auch wenn er es gerne so darstellt. Die Verschwörungstheorie der „migrantischen Communitys“, in denen „impfverhindernde Erzählungen“ kursieren, lässt aber die Frage aufkommen, ob Lobo bei der letzten Bundeswahl eventuell bei einer blauen Partei gemacht hat. Wenn Fakten nicht auf deiner Seite sind, bediene dich bei Anekdoten. So wie der Einzelmeinung einer Intensivmedizinerin in der einst pharmakritischen Süddeutschen Zeitung, welche den Ungeimpften Streitlust vorwirft und prominent in der Headline das Statement abgibt „Für einen Patienten, der sich weigert, würde ich nicht kämpfen“. Doch, junge Frau, würden Sie: Weil es Ihr Beruf ist.

Lobo nennt Menschen, welche sich nicht der Mehrheitsmeinung (!) beugen oder gar eine „Impfdiktatur“ bekämpfen vor, im weinerlichen Wellness-Widerstand zu sein. „Wo man sich jammernd, aber heroisch auflehnt gegen eine eingebildete >grundlose Unterdrückung<.“ Dabei darf natürlich auch das bekannte Russland-Bashing („der Putin´sche Propagandaapparat“!) genauso wenig fehlen, wie der Seitenhieb auf die Spendenaufrufe der Querdenker, über die sich auch schon ein durch unsere Gebühren finanzierter Jan Böhmermann lustig machte. Mit dem Gehalt des Spiegels (und der neuerlichen Spende von Bill Gates) oder den 8 Milliarden der GEZ im Rücken ist das Fingerzeigen nunmal einfacher und gefährdet die Position der Macht in keinster Weise.

Drollig wird es, wenn Lobo behauptet, dass sich die unterdrückt fühlende Masse der Impfgegner einfach nur auch mal fühlen wollte wie Black Lives Matters, Fridays for Future oder die MeToo-Bewegung. Gerade der Vergleich mit BLM ist geradezu drollig, sorgten deren zum Teil brutale Ausschreitungen wohl für Millionen Tote, welche nur durch das Versagen der UEFA bei der Europameisterschaft in den Schatten stellt: 17.000 Querdenker im Sommer in Berlin vs Millionen auf den Straßen, ohne Maske und ohne Abstand aber mit einem hehren Grund – diese Heuchelei ist einer der vielen Gründe, warum die Menschen den Medien, der Regierung und besonders einem Sascha Lobo kritisch gegenüber stehen. Wenn eine SPD sich ohne Masken im Pulk fotografieren lässt (mit Ausnahme, natürlich, von Panikpapst Karl Lauterbach), der letzte G20 Gipfel maskenfrei sämtliche Regeln konterkariert und bei „Wetten dass…?“ ein Thomas Gottschalk inmitten eines riesigen, maskenfreien Publikums seine Gäste abbusselt, während im Klassenzimmer die Kinder mit Gesichtslumpen sitzen müssen, bei offenem Fenster im Winter (Klatschen und Kniebeuge sollen ja helfen), dann MUSS man die Frage stellen, warum Lobo nicht auf diese Menschen wütend ist. Eine Hybris jagt die andere und es zeigt sich inzwischen jeden Tag, dass manche Menschen eben gleicher sind als andere.

Einen besonderen Groll hegt Lobo anscheinend auch gegen die STIKO, der er die extremen Inzidenzen unter sehr jungen Menschen in die Schuhe schiebt. Junge Menschen, welche an Corona kaum bis gar nicht erkranken und inzwischen erwiesenermaßen nicht als Pandemietreiber in Frage kommen. Sonst würden nicht NACH den Ferien die positiven Tests in den Schulen ansteigen, sondern genau umgekehrt. Aber mit den ganzen unlogischen Fakten dieser Pandemie beschäftigt sich ein SPIEGEL-Kolumnist nicht. Das würde vermutlich ein Anheben des Bretts vorm eigenen Kopf verlangen, zu dem leider inzwischen die meisten Deutschen nicht mehr in der Lage sind.

Was Lobo ganz besonders gut beherrscht, ist die Kunst der Hypermetropie: Wenn man weite Dinge gut sehen kann, aber nahe nicht. Oder anders gesagt: Wenn die Dinge im eigenen Land nicht gut laufen, schaut man in andere Länder. Spanien attestiert er darum eine Impfquote von 90% (sie liegt bei 79%) und übersieht beim Lob für die iberische Halbinsel, dass die aktuell niedrigen Inzidenzen mit einer großen Durchseuchung in den Monaten davor bezahlt wurde. Gleiches gilt für Portugal, wo die Zahlen inzwischen wieder leicht zu steigen beginnen. Klar, Winter is coming, aber wir haben ja gelernt (danke, Dr. Drosten!), dass die Jahreszeiten maximal 20% am R-Wert ausmachen. Der übrigens zum Zeitpunkt des Artikels bei 1,07 liegt und eigentlich nur noch zur Erwähnung kommt, wenn er besonders hoch steigt.

Der Höhepunkt einer Kolumne findet sich meist in der Schlusspointe und auch hier ist das der Fall: „Auf sie dürfen wir wütend sein. Vielleicht müssen wir sogar.“ ist eine geradezu erstklassig verpackte Aufforderung zur Gewalt an den Querdenkern und Impfgegnern, welchen es vor allem nach einem dürstet: Ehrlichkeit. Gleichheit. Keine Ausgrenzung. All jene Dinge, für die ein Sascha Lobo nicht steht.

Ihr
@drlockdownviehler

Veröffentlicht von Dr. Lockdown Viehler

Experte. Tierarzt. Persönlicher Blog.

Ein Kommentar zu “Ein paar Worte zu Sascha Lobo

  1. Sehr geehrter Dr Lockdown, kann es sein, dass sie das Video von Sascha übersehen haben, indem er sein erkranken trotz zweifacher Impfung kommentiert? Er betont, dass seine Symptome sehr unangenehm, aber nicht schrecklich waren, und dass er dankbar für die Impfung ist, weil sie sonst bestimmt schrecklich gewesen wären … So laviert er sich durch das Thema …
    Vielleicht sollte man ihn empfehlen, in Zukunft doch Vitamin D3 zur Vorsorge zu nehmen und seine Ernährung auf ketogen umzustellen, statt sich jedes halbe Jahr boostern zu lassen zu lassen …Mit ketogener Ernährung (= Fastenstoffwechsel ohne zu hungern) wird der Geist auch klarer!

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